Black Mamba Boy: Roman (German Edition) by Nadifa Mohamed
Autor:Nadifa Mohamed [Mohamed, Nadifa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783406675973
Herausgeber: C.H.Beck
veröffentlicht: 2015-01-31T16:00:00+00:00
Keren, Eritrea, 1941
Auf der Straße, die aus Omhajer führte, traf Jama eine Gruppe weiß gewandeter, Turban tragender Händler. Einer von ihnen, ein junger Sudanese, sah, in welch erbärmlichem Zustand Jama war, und bot ihm Fladenbrot mit ful medames an. Sie waren noch gar nicht lang gemeinsam auf einem Lastwagen nach Abessinien unterwegs, da hatte der Mann schon eingewilligt, dass Jama an seinen Ständen in K’eftya und Adi Remoz, beides Städte im Hochland der Region Gondar, als Teejunge arbeiten konnte. Fünf Tage lang saßen sie auf der Ladefläche des Lastwagens, voller Entzücken über das Paradies, das sie durchfuhren. Die Landschaft war saftig smaragdgrün, neben der unbefestigten Straße standen wilde Mangobäume, in denen zwitschernd Vögel schwirrten, an den blauen Wasserlöchern versammelten sich Giraffen- und Zebraherden. Nur allzu gern wäre Jama vom Lastwagen gesprungen und in diesem kleinen Himmelreich geblieben, aber zwischen den Bäumen und im hohen Gras lauerten Shifta und Patrioten. Es war befremdlich, dass in einem so fruchtbaren, verheißungsvollen Landstrich kein tukul oder sonst eine menschliche Behausung zu sehen war. Ohne dass sie eine Menschenseele gesehen hätten, erreichten sie den Stadtrand von K’eftya, wo Jama und der sudanesische Händler absprangen.
Tagelang zog Jama lustlos durch K’eftya und verkaufte Tee an die wenigen, die ihn sich leisten konnten; Einsamkeit und Langeweile erfüllten seine Tage. Am liebsten hätte er sogar seine Eltern vergessen, eine unbekannte Verbitterung ergriff ihn, wenn er an sie dachte – ihre Verfehlungen waren schuld, dass er sich in diesem mittellosen Zustand befand. Wenn es regnete, stellte er sich unter einem Baum unter, wenn die Sonne wieder herauskam, ging er weiter. Er redete beinahe mit niemandem, belauschte nur hin und wieder die Gespräche der anderen und starrte die Frauen unter ihren bunten Regenschirmen an. Die Monate krochen dahin. Doch dann traf, weit entfernt hinter den Bergen, jemand eine Entscheidung, die ihn noch tiefer ins Unglück stürzen sollte. Über das Radio und bei öffentlichen Auftritten hatte Benito Mussolini, mit emporgerecktem Kinn, die Hände in den Gürtel gehakt, vor Millionen unter lauten «Vincere! Vincere! Vincere!»-Rufen Großbritannien und Frankreich den Krieg erklärt.
Jama und die anderen Teejungen versammelten sich auf dem Markt, um sich die Übersetzung der wichtigsten Punkte der Rede anzuhören.
«Soll ich mehr Tomaten pflanzen? Werden die ferengis hier oder in Adi Remoz einkaufen?», fragte eine Frau.
«Bekommen wir jetzt einen Bahnhof?», fragte eine andere.
Die jungen Männer schwiegen alle, manche fragten sich, ob dieser Krieg ebenso zerstörerische Auswirkungen haben würde wie die Invasion ihres Landes, andere überlegten, ob sie gleich Askaris werden sollten oder doch lieber erst später. Fünf Jahre nach der Eroberung eines Landes, das sich als unregierbar erwies, verlangte es die Faschisten nach einem weiteren glorreichen Sieg. In Rom berechnete Mussolini, der Opportunist, der gescheiterte Grundschullehrer, der syphilitische Verkäufer einer zusammengeklauten Weltanschauung, wie viele Hunderte oder gar Tausende Tote es ihn kosten würde, bis Hitler geneigt war, ihm ein Stück vom Siegerkuchen abzugeben. Ein paar Tausende, sagte er zu seinen Beratern, mehr nicht. Faschistische Offiziere reisten durch Italienisch-Ostafrika und rührten für die bevorstehende Attraktion die Werbetrommel; junge Somalier, Abessinier und Eritreer wurden überredet, überlistet und gezwungen, sich zum Armeedienst zu melden.
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